Camino Mozarabe & Torres

01+02 | Ach herrje!

Eigentlich wollte ich diesmal weniger schreiben, aber der Weg hält sich nicht an Pläne. Gestern starteten Hanne und ich von Almería Richtung Rioja. Die 16 km waren wenig aufregend, da die meiste Strecke durch Stadtgebiet führte. Spart euch das, wer kann: Ein Taxi nach Rioja ist hier eine klare Empfehlung.

Kurz vor Rioja kreuzt man ein vermeintlich trockenes Flussbett. Typisch Camino: Es war natürlich nicht ganz trocken, und so holten wir uns gleich die ersten schlammigen Füße.

In Rioja besuchten wir die einzige Bar und gingen dann zur Albergue Municipal. Dort standen wir vor einem Codeschloss, bis uns Bauarbeiterinnen (kein Schreibfehler!) die Nummer von Nely gaben, einer Dame der Jakobsgesellschaft, die uns den Code nannte. Drinnen trafen wir Jean aus Frankreich und später Marion aus Leipzig. Mit den beiden wurde es ein netter, süffiger Abend.

Um 8:15 Uhr verließen wir die Herberge und frühstückten in der gestrigen Bar. Nach wenigen Kilometern begann der erste leichte Anstieg. Ich hörte Hanne immer stärker schnaufen und machte mir ernste Sorgen um ihr Pensum.

Wenig später liefen wir durch ein Flussbett, wo der Weg links abbog. Der Blick auf die Karte bestätigte meine Befürchtung: Zwei steile, heftige Aufstiege warteten. Da Hanne bereits im Flachland wie eine Lokomotive schnaufte, sah ich schwarz.

Wir fragten einen Mann, der vor seinem Haus an einem Bagger arbeitete, ob er Hanne bis Alhabia mitnehmen könnte. Er willigte sofort ein. Ich lief zunächst weiter.

300 Meter später holte mich das Auto ein. Mein Wasser war fast leer, und der kommende Aufstieg sah brutal aus. Vernunft siegte: Ich entschied mich ebenfalls für die Mitfahrt.

Sechs Kilometer weiter stiegen wir aus, zahlten die vereinbarten 20 Euro und gingen in die nächste Bar. Der hilfsbereite Mann kam mit, und nach einer kleinen Mahlzeit die Überraschung: Er lud uns von den gerade eingenommenen 20 Euro zum Essen ein. Mit leicht schlechtem Gewissen, aber dankbar, verabschiedeten wir uns und liefen nach Alboloduy.

Unsere heutige Unterkunft ist kein Zimmer, sondern ein ganzes Haus: Casa Boneta. Der Preis von 73 Euro ist für diesen kleinen Palast absolut gerechtfertigt.

Miguel, der Eigentümer, ist unglaublich hilfsbereit: Er öffnet morgen (Sonntag) extra seinen Supermarkt für uns, damit wir Wasser und Frühstück bekommen. Anschließend fährt er uns sogar ein Stück bis Nacimiento. Das ist auch nötig, denn morgen stünden 29 km mit übelsten Start-Steigungen an. Unsere Kondition ist noch nicht so weit. Ich hatte mit mehr Einlaufzeit gerechnet – ein Irrtum. Aber ab unserem Ziel Abla sollen die Etappen wieder kürzer und humaner werden.