Camino Mozarabe & Torres

Tag 2 Camino Torres & Abbruch

Als ich heute früh meine Schlafmaske hochklappte und die Ohrstöpsel rausnahm, Gott hat die geschnarcht und geröchelt 🙄, war es bereits 8 Uhr. Ich machte mir nicht allzuviel daraus, hatte ich doch die Hütte für mich allein und es waren ja auch nur 20 km bis nach San Munoz. Ich machte mir also noch ein Käffchen und verließ dann den Laden um halb neun.

Anfänglich war die Welt noch in Ordnung. Fester Boden und schöne Landschaft mit Kühen. An einem Tor nach ca. 3 km, war ich dann das erste Mal nervös. Der Camino sagte aber ich bin richtig. Von der anderen Seite kam ein Traktor und wir öffneten gemeinsam das Türchen. Da der Fahrer nicht wie wild rumquasselte, nahm ich an das es ok ist und lief weiter. Türchen Nr. 2 war ebenfalls kein Problem, lediglich mit einem Seil verschlossen. Türchen Nr. 3 war dann schon eher eine Herausforderung, denn dieses stand in einer ziemlich großen Pfütze. Bereits der Weg zum Türchen stellte mich vor Herausforderungen, da das Gebiet eher einem Morast ähnelte. Statt das Türchen zu öffnen, entschied ich mich den direkten Weg über‘n Zaun zu nehmen. So sportlich wie ein 52jähriger nur sein kann hopste ich auf der anderen Seite hinunter, nur um später feststellen zu müssen, das ich mir meinen rechten Archbackenmuskel scheinbar gezerrt hatte.

Kurz dahinter dann das nächste etwas größere Hindernis. Ein Fluss.

Ich ging nach links, ich ging nach rechts, immer auf der Suche nach dem besten Übergang. Am Ende entschied ich mich für die Mitte, zog die Schuhe aus und durchquerte bis über die Knie die Urgewalt spanischer Wasserbäche. Auf der anderen Seite angekommen, ließ ich die FlipFlops gleich an. Auch dahinter war Sumpfland angesagt. Nach meinem erneuten Schuhwechsel und einem weiteren Kilometer stand ich auf einer Teerstrasse. Hier war es abzuwägen, weiter auf dem Camino im Nirgendwo zu wandern und möglicherweise abzusaufen, oder die sichere, aber dafür längere Asphaltstrasse zu nehmen. Ich entschied mich für die Strasse und lief 6 km bis zu einer Autobahnraststätte (die Autobahn verläuft neben der Landstrasse).

In der Bar fragte ich umgehend nach einem Taxi. Der Barmann teilte mir mit, das es einen Taxiservice gleich nebenan bei einem Peugeot Händler geben würde. Nach zwei Aquarius begab ich mich dorthin und siehe da, die Dame am Empfang verfügt auch gleichzeitig über den nötigen Personenbeförderungsschein!? 🤔

Nach der Quittung für die 20€ teure Fahrt, brauchte ich wohl nicht zu fragen.

In der Herberge vor San Munoz informierte ich die Hospitaliere / Bürgermeisterin/ später auch noch Köchin, über meine Ankunft und ich bekam den Schlüssel der Stadt höchstpersönlich von ihr überreicht.

Kurz darauf traf dann auch Tracy ein. Nach kurzer häusslicher Einrichtung und durchlüften, gingen wir in die einzige Bar und erkundigten uns nach etwas zu Essen. Die Bar verfügt leider über keine Küche, aber er würde seine Mutter fragen, ob sie etwas kochen kann. Mama = Bürgermeisterin.

Es gab dann Makkaroni mit Carne + Ei + 1 Büchse Sardinen + Joghurt + Brot + Milch

Besser als nix.

Ein Wort noch zu Tracy (das muss sein). Tracy ist aus den Staaten und eine typische Bilderbuchamerikanerin, inkl. der typischen Macken die das mit sich bringt. Hiermit sind gemeint: Oberflächlich, laut und ständig überschwänglich begeistert 🙄. Was allerdings noch mehr an ihr nervt sind der Egoismus und das sie jeden Abend arbeiten muss. Arbeiten heißt hierbei, stundenlange Telefonate zu führen, welche entsprechend lautstark abgehalten werden, damit auch das gesamte spanische Dörfchen etwas davon hat. Peinlich wäre noch höfflich ausgedrückt. Sie war wohl Principal (Schuldirektor) in ihrer Vergangenheit und arbeitet jetzt als Beraterin, allerdings kann sie eine Bierflasche nicht ohne Flaschenöffner aufbekommen. Na, zum Glück hab ich mal auf‘m Bau gearbeitet. 😂