Die Vorgeschichte

Es war Anfang 2010 als unsere Familie sich bei einer kleinen geselligen Runde zum Essen traf. Der Senior begann davon zu erzählen, das er sich einen Film im Fernsehen angesehen hatte, bei dem es um den Jakobsweg ging. Der Film heißt: „Ich trag dich bis ans Ende der Welt“. Elmar Wepper spielt in dem Film einen gealterten Vater, der seine Familie verließ als seine Tochter, gespielt von Ann-Kathrin Kramer, erst neun Jahre alt war. Die Beziehung zu ihrem Vater ist zerrüttet, da man sich nicht wirklich kennt und auch nicht besonders versteht. Nachdem jedoch ihr Ehemann eine Affaire hat, schliesst sie sich ihrem Vater an, der den Jakobsweg pilgern will. Unterwegs, wie soll es auch anders sein, fügt sich alles zum Besten und alles wird gut…

St.-James-Way

Naja, vielleicht auch nicht! Denn der Vater verstirbt unterwegs und seine Tochter bringt seine Asche noch bis zum Kap Finisterre um sie in den Atlantik zu schütten. Ich hoffte, das der Verlauf unserer Reise einen glücklicheren Ausgang finden würde. Soviel zum Film!

Als der Senior von dem Film erzählte, bekam er einen leicht melancholischen, leicht sehnsuchtsvollen Ausdruck in seinem, von der Arbeit gezeichneten, Gesicht…. Und so sagte ich, also der Junior:

Lass es uns doch machen!

Nach kurzem HAHAHA wie soll denn das gehen…BLA BLA…wurde jedoch aus der Spielerei langsam Ernst. Der Termin unserer Pilgerreise war damals schnell gefunden, da der Senior beabsichtigte, seinen 70. Geburtstag im September 2012 in Santiago de Compostela zu feiern.

In den nun folgenden 1,5 Jahren musste das Vorhaben immer wieder von uns ins Gedächtnis gerufen werden, war doch der Termin noch in so weiter Ferne. Immer wieder kamen kleinere Zweifel auf, ob wir es denn überhaupt durchziehenwürden oder es bei einer netten Grundidee bliebe! Im Oktober 2011 wurde Nägel mit Köpfen gemacht und die Flüge gebucht! Von dem Moment an war klar: Wir machen es!

Als wir damals Anderen von diesem Vorhaben erzählt haben, wurden wir gleich nach dem Grund gefragt. Die am häufigsten gestellte Frage dabei war: „Seid Ihr jetzt gläubig geworden?“ Naja, also nicht mehr als vorher, lautete dann die Antwort. Auch das berühmte Büchlein von Herrn Kerkeling, war nicht der Auslöser unserer Pilgerreise. Es war einfach nur, weil wir Lust darauf hatten und um dem langweiligen Alltag etwas entgegenzusetzen. Im Nachhinein betrachtet war dann wohl Letzteres eher ausschlaggebend dafür gewesen uns auf die Reise zu machen.

Das wir uns 2015 noch einmal auf den Weg gemacht haben, war dann eher zufällig. Hier passte es gerade ganz gut mit meinem Urlaub und ich hatte nichts Besseres geplant. Naja, und der Senior war nach dem ersten Weg ‚eh Feuer und Flamme. Also sind wir nochmal an der Küste lang gewandert…würd‘ ich aber nicht noch einmal machen, wenn ich ehrlich bin.

Hier geht´s zum Anfang unseres Reiseblog zum Camino Frances von 2012!

…und hier zum Camino del Norte von 2015!

Es war 2020, als Corona sich immer mehr ausbreitete und der Lockdown uns dazu zwang mit seinem Hintern Zuhause zu bleiben, wuchs in mir eine Idee heran. Wie wäre es, wenn ich meinen 50.ten in SdC feiern würde und vorher aber mal eben 1.000 km durch Spanien pilger (wenn man nix zu tun hat, kommt man eben auf dumme Ideen!)? Bis ich 50 wurde, waren allerdings noch 2 Jahre Zeit, daher konnte ich die Sache ganz ruhig angehen und zwischendurch noch ein paar mal den Job wechseln bis ich dann das Vorhaben umgesetzt hatte: Zum Start der Via de la Plata bitte hier entlang!

Alle schönen Dinge sind 4! Im März 2023 kündigte ich meinen Job als Bauleiter und meine neue Arbeit sollte im Mai beginnen. Als letzten Arbeitstag informierte mich meine damalige Firma, wäre der 03. April 23. Letztlich war es nicht ganz eine Woche bis dahin und ich überlegte, was ich in den knapp 4 Wochen mit meiner Zeit anfangen könnte!? Und so buchte ich also den Flieger nach Lissabon um eine weitere Kerbe in meinen Wanderstab zu schlitzen (rein metaphorisch gesprochen, meine Wanderstöcke sind aus Aluminium): Zum Camino Portugues Central, bitte hier entlang!

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