Camino Mozarabe & Torres

Tag 3 Camino Torres

Da ich wusste, das heute wieder ein sehr langer anstrengender Weg auf mich wartet, bin ich bereits um 6 Uhr von der Herberge in San Munoz aufgebrochen. Es gab da auch nix was mich hätte aufhalten können. Weder die kalte Dusche noch die Amerikanerin.

Ich lief also mit meiner Taschenlampe auf dem Kopf auf der Straße Richtung Westen für ca. 4 km, bis der Camino auf Feldwegen weiterverlief.

Nach weiteren 4 km kam die erste Umleitung. Da der Fluss Rivera de Cabrilas nur hierüber trockenen Fußes überquert werden kann.

Kurz darauf war ich wieder auf dem ausgewiesenen Weg und lief durch eine Art Walddickicht. Der Weg wurde allmählich ungemütlicher, da das Herdenvieh den Boden ordentlich umgewühlt hatte. Dann endlich die erste Wasserprobe. Ein Bächlein, nicht tief aber dafür breit, galt es zu überwinden. Ich lief am Ufer entlang und entdeckte einige Steine auf denen man das kalte Nass überqueren konnte. Danach war ich stolz und froh, nicht die Botten ausgezogen zu haben. Das hielt allerding nicht lang an. Fluss 2, der auf keiner Karte verzeichnet ist, war nicht so leicht zu überqueren. Also Botten aus, FlipFlops an und durch. Nachdem ich mein Outfit wieder hergestellt hatte, ging es für 200m weiter und stand vor dem nächsten Bach 🤯. Nochmal wollte ich nicht die Schuhe ausziehen. Ich suchte und suchte und fand ein paar umgelegte Baumstämme auf denen es Ballerinaartig über das Wasser ging. Puh, Schwein gehabt.

Danach hatten die Erfinder des Torres gleich noch eine Überraschung parat. Irgendein Vollpfosten hat Baumschnitt betrieben und alles abgesägte schön auf dem Weg liegen lassen. Und jetzt such mal wo es lang geht.

Es war irgendwann gar nix mehr vom Weg zu sehen und ich lief einfach mal auf Verdacht über die Baumreste hinweg. Irgendwann hörte ich eine Kettensäge und nahm die Fährte nach dem Übeltäter auf. Ich wollte ihn wirklich fragen, ob man ihm in seinen Schädel gekackt hat. Leider war es dann doch nur ein freundliches älteres Ehepaar, das sich Feuerholz für Zuhause kleingesägt hat. Diese rieten mir dann auch lieber dem Weidezaun mit weniger Baumresten weiterzufolgen, was ich dann auch tat.

Ich kam auf die DSA-330 (Straße) und lief die zweite Umleitung Richtung Süden nach Aldehuela de Yeltes. Der Grund hierfür war, wie konnte es auch anders sein, ein Fluss. Der Yeltes!

Nach ungefähr 30-32 km trafen wir, ich und Tracy, in Alba de Yeltes gegen 16 Uhr ein. Völlig kaputt und fertig. Die Hospitaliere der hiesigen Unterkunft übergab uns die Schlüssel, zeigte uns alles und verschwand. Was blieb war eine alte Schule, Mikrowelle, Kaffeemaschine und eine teöpfelnde Dusche aus der kaum Wasser kommt. Außerdem ist auch dieses Gebäude wieder einmal feucht und kalt wie sau und dem Dorf gibt es nur eine Bar, welche kein Essen serviert. Unsere Nudeln die wir im Vorort noch gekauft hatten, können wir also nicht kochen und nur der Bocadillo mit Schinken und Käse muss bis morgen reichen. So stellt man sich doch einen Urlaub vor.

Ich habe dann auch gleich entschieden, das ich morgen für 2 Tage in einem 3-Sterne Hotel bleibe. Mir reicht es.

Ich kann nur hoffen, das sich ab Portugal etwas ändert. Andernfalls rückt der Abbruch in erreichbare Nähe. Das sollte hier schließlich kein Survivalurlaub werden, bei dem ich am Ende die Käfer von der Straße sammel. Wer hat sich den Mist eigentlich ausgedacht?

Kleiner Nachschlag: Als ich von der Bar zurückkam, warteten 3 Pedelecpilger darauf in der Albergue einzuchecken. Wir sind also heute zu fünft. Na, was freu ich mich auf mein Hotelzimmer morgen.