Neulich beim Chef
Eine der häufigsten Fragen die mir immer gestellt wird, wenn ich von meinen bisherigen Jakobswegen erzähle ist die, wie ich mir so viel Zeit von meinem Arbeitgeber nehmen kann um das durchzuziehen?. Aus diesem Grund erzähle ich hier mal, wie ich das bisher und auch dieses Mal umgesetzt habe.
2010 als ich und der Senior beschlossen hatten den Camino Francés zu laufen, hatte ich in Düsseldorf in einem Architekturbüro gearbeitet. Ende 2011 kehrte ich nach Berlin zurück und wurde nach kurzer Zeit gefragt, ob ich mir vorstellen könnte in einer berliner Aussenstelle der Firma als Bau- u. Projektleiter zu arbeiten. Ich sagte unter der Bedingung zu, das meinem Privatvorhaben nichts im Wege stehen dürfte und lies es mir schriftlich zusagen. Dazwischen lagen rund 7-8 Monate, also auch genug Zeit für meinen Arbeitgeber sich darauf einzustellen und ggf. eine Vertretung für mich zu organisieren.
Der Camino del Norte im Jahr 2015 hatte sich eher zufällig ergeben. Ich hatte gerade ein größeres Bauvorhaben beendet und ein Neues war noch nicht in Aussicht. Somit konnte ich die 4 Wochen kurzfristig nehmen und lag meiner Firma nicht zusätzlich auf der Tasche. Es war also eine Win-Win Situation von der Beide profitiert haben.
Die Via de la Plata dieses Jahr zu laufen, habe ich schon seit längerer Zeit geplant. Genauer gesagt seit 2019. Nach mehreren Arbeitgeberwechseln beschloss ich, das ich privat ein Ziel bräuchte auf das ich mich konzentrieren kann. Ein Ziel das zeitlich in erreichbarer Nähe liegen sollte, jedoch auch nicht zu kurzfristig. Oktober 2020, als ich innerhalb von 2 Jahren 4 Arbeitgeber hatte, kehrte ich zu meiner alten Firma zurück, da sie dringend jemanden für die Bauleitung eines berühmten Kaufhaus in Berlin suchten und ich gerade frei war. Beim Einstellungsgespräch tat ich dann das Gleiche wie bereits 2012, und kündigte meine zweimonatige Auszeit vorsichtshalber an.
Vergangene Woche, das Bauvorhaben ist in der Restarbeit- und Mängelbeseitigungsphase, hatte ich einen Termin mit meinen Vorgesetzten, bzgl. eines neuen Projektes, welches bis Juni gehen soll. Als es um die federführenden Rolle der Bauleitung ging, erinnerte ich noch einmal daran, das es keinen Sinn macht, mich als Oberbauleiter einzusetzen, da ich ab Mitte April nicht zur Verfügung stehe. Erst guckte mein Chef etwas verdutzt, dann erklärte ihm aber meine Abteilungsleiterin, das ich dies bereits bei der Einstellung angekündigt hatte. Darauf gab es ein Nicken. Mir war es gar nicht so bewusst, aber scheinbar hatte ich gerade meinen Urlaubsantrag eingereicht und bewilligen lassen. Mmhhh, na dann!
Also, so ist es bei mir bisher gewesen. Wahrscheinlich gibt es auch einfachere Wege, sich die Zeit für einen Jakobsweg freizuschaufeln. Es ist ja schliesslich abhängig vom Arbeitgeber. Ich finde jedoch, das es nur fair ist dem Arbeitgeber, rechtzeitig, Monate im Voraus, über meine Pläne zu informieren damit er sich darauf einstellen kann um Ersatz oder eine Vertretung zu organisieren. Jedoch muss ich gestehen, das ich, bei Nichteinhaltung der Vereinbarung seitens des AG, mittlerweile auch keine Hemmung hätte, die Kündigung in Erwägung zu ziehen.