Camino Portugues

Endgame

So, nun war er gekommen. Wer? Na, der letzte Wander- bzw. Pilgertag!

Heute war Finale, Zieleinlauf oder wie ich es nennen würde: Endgame!

Gegen 8 machten wir uns auf, die letzten ca. 15 km nach Santiago de Compostela abzulaufen. Wieder einmal liefen wir ohne Kaffee oder Brötchen los und hofften auf unser Glück, etwas auf den ersten Kilometern zu finden. Ohne Erfolg! 😩

Für Pilger zählen eigentlich nur drei Dinge: Morgens Kaffee, ohne Fußprobleme durch den Tag zu kommen und Abends eine heiße Dusche. Der Tag fing also schonmal Scheiße an. Wir kamen irgendwann an einer Art Hotel vorbei und durch die offenstehenden Türen sahen wir etwas wie eine Kaffeemaschine. Wir gingen hinein, wurden jedoch gleich wieder herauskomplimentiert, da das Frühstück nur für Gäste sei. Diese waren gerade mit Futtern fertig und befanden sich mit ihren süßen kleinen Tagesrucksäcklein vor unseren Fersen. Eine Horde plappernder Italiener, welche uns mit ihrem Dauergesabbel noch den Rest auf unsere nüchternen Mägen gaben.

Selbst Eduardo, welcher mich die letzten Tage damit aufzog, das ich Pilger jagen würde, gab plötzlich Vollgas um diese Möchtegernperegrinos schnellstmöglich abzuschütteln. Leider war das nicht ganz so einfach, da die Federgewichte mit ihren 2kg Daypacks ihre Vorteile zu nutzen wussten. Irgendwann hatten wir es aber dann doch geschafft die Parasiten loszuwerden. Heute musste wohl auch ein Fahrradfreier Tag gewesen sein, da wir kein einziges Mal beiseite springen mussten. War auch mal ganz nett.

5 km vor dem Ziel am Stadtrand fanden wir dann endlich einen Laden der uns ein fürstliches Frühstück mit Tostada, Tortilla, frischen O-Saft und KAFFEE zubereitet hat. So gestärkt liefen wir gen Kathedrale und standen auf dem Praza do Obradoiro, dem ersten Anlaufpunkt aller Pilger egal welchen Weg sie gelaufen sind. Da war es wieder, dieses merkwürdige Gefühl voller Stolz, Erleichterung, Freude und Wehmut, das man jedes Mal bekommt wenn man da steht und auf die Fassade der Kathedrale starrt.

Diese Tagesrucksack, 100 km Läufer mit All Inclusive Angebot im Gepäck werden das nie verstehen. Gut so, denn das kann uns keiner nehmen!

Nachdem wir unsere Compostelas abgeholt hatten gingen noch ein/zwei Bierchen trinken und checkten ins Hotel San Bieto ein. Schönes kleines Hotel mit schalldichten Fenstern, welches direkt in der Innenstadt liegt. Die schalldichten Fenster braucht man, da SdC eine der lautesten Städte ist, die ich kenne. Nach einer langen Dusche war dann Wäschewaschen und Shopping angesagt. Abends gingen wir noch in die Pilgermesse und hatten dort das Glück sehen zu dürfen wie der Butafumeiro durch das Querschiff der Katjedrale geschleudert wird.

Was für ein würdiger Abschluss dieses Weges über den ich sagen darf, das es nicht unbedingt der schönste meiner Wege gewesen ist, ich jedoch einen Freund gewonnen habe.

Danke Eduardo für die gemeinsame Zeit, die mir wirklich viel Spaß gemacht hat. Melde dich, wenn Du den Primitivo nächstes Jahr laufen willst… wer weiß schon, ob das nicht meine Nummer 5 sein könnte 😉

Ultreia et Suseia und Danke für‘s mitlesen! Wer auch immer den Müll liest, den ich mir jeden Abend aus den Fingern gesaugt habe 😂.