Camino Primitivo

Full House

Da der gestrige Tag nicht besonders aufregend gewesen ist, habe ich es mir erspart etwas dazu zu schreiben. Nur so viel.

Ab Melide mussten wir ca. 25 km bis nach Salceda laufen und trafen unterwegs auf diverse Pilger, welche den Camino Frances gelaufen sind. Fast 70% mit Tagesrucksäcken und 2 auf E-Bikes 🤔. Hinzu kamen noch 2 Familien, welche mit Kindern unterwegs waren und eine bei der der Vater den Kinderwagen geschoben und auch noch den Rucksack getragen hat 🫣.

Soll ich jetzt wirklich noch etwas dazu schreiben, oder erklärt es sich von selbst was ich darüber denke?

Lassen wir das einfach und haken es ab.

In Salceda hatten wir mal wieder ein schönes kleines Zimmer in der Albuerge Alborada. Pablo, der Hospitaliere, gab uns Tipps, wo wir etwas zu Essen finden. Wir waren dann in der Casa Tia Teresa. Als der Kellner unsere Bestellung entgegennahm, bremste er uns in unserer Bestelllaune und meinte immer wieder ‚No No No‘.

Wir hatten zwei Caldo Galego (Galicische Suppe mit Kartoffeln, Kohl, Bohnen), Entrecot mit Pommes und Salate Mista der riesig war (ich wollte eigentlich einen eigenen kleinen Salat haben, aber den hatte er glücklicherweise abgelehnt).

Heute früh war dann für uns die letzte Etappe nach Santiago an der Reihe. Mit knapp 28 km nicht gerade ein Pappenstiel, zumal die landschaftliche Umgebung ungefähr so interessant ist wie ein Spaziergang durch ‚nen Park. Ja, die galizischen Waldwege sind wirklich schön, da alles mit grünem Moss überzogen ist. Aber kennste Einen, dann kennste Alle.

Eine Überraschung gab es dann doch noch. Zirka 7 km vor Santiago, gibt es einen Ort namens Monte del Gozo. Als ich mit dem Senior 2012 und ich glaube auch 2015 hier vorbeilief, stand auf einem Hügel eine kugelartige Skulptur zur Erinnerung an Papst Johannes Paul II, welcher irgendwann mal zu seiner Dienstzeit die Stadt besuchte. Die war aber plötzlich weg 😳. Ich muss mal googlen was damit passiert ist. Komisch. Hinter Monte Gozo waren, und darauf hat mich Eduardo aufmerksam gemacht, einige kasernenartig durchnummerierte Gebäude errichtet worden. Eduardo erzählte mir, das dies eine riesige Herbergenanlage für die Pilger sei, welche im Sommer geöffnet wird. Also ich möchte dort nicht übernachten müssen. Es waren, wenn ich mich recht erinnere, ungefähr 35 dieser hässlichen Kisten, die auf mich zusammengenommen, eher an ein Internierungslager erinnerten.

Gegen 14 Uhr hatten wir dann unseren großen Moment und standen vor der Kathedrale:

Geschafft, ausgelaugt, aber Glücklich. Der bislang härteste Weg liegt hinter mir.

Kurzes Fazit:

Alles begann etwas holprig und für mich auch ehr ungewohnt. Zuerst war da die Sache mit dem Gepäck, wodurch wir einen Tag Verzögerung beim Start hatten. Dann raffte mich eine dicke Erkältung dahin, die dafür gesorgt hat, das ich kaum die Hügel auf dem Camino Norte hochkam.

Mit dem Beginn des Camino Primitivo hatte sich dann aber alles schlagartig geändert. Die Sonne schien von da an jeden Tag und die Temperaturen kletterten in unerwartete Höhen. Der Belag war am Anfang noch auf Strasse, wechselte dann aber fast nur noch auf Schotter und Waldwege. Gleich ab Oviedo ging es fast nur noch nach oben und jeden morgen nach dem Aufstehen, wusste man, das nach ein paar Metern die erste Steigung des Tages zu erwarten ist.

Die Hospitales Route ist der Wahnsinn. Grandiose Aussichten, Wildpferde, etc. aber auch fordernd für die Muskulatur und die Knochen (Knie). Ich empfehle jedem der das machen will: Wanderstöcke!!! … und auch sehr wichtig: Proviant + Wasser mitnehmen (2,5-3L).

Auch hinter der Hospitales Route ist der Weg anstrengend und wartet mit vielen Up and Downs auf einen, die einem den Schweiß aus dem Körper pressen.

Aber geil isses 😂. Man muss schon ein wenig bekloppt sein um das auf sich zu nehmen.

Naja, am Ende hat man aber in meinem Fall ein Full House zusammen.

Morgen ist Ruhetag und am Dienstag geht es für mich weiter nach Finisterra. Ich werde voraussichtlich die Tour auf 4 Tge strecken und dann am Samstag mit dem Bus nach Santiago zurückfahren und dann Abends mit dem Flieger nach Berlin zurückfliegen. Eduardo wird bereits morgen mit dem Bus nach Porto fahren und am Dienstag in Frankfurt landen.

Unser gemeinsames Abenteuer endet nun. Fortsetzung ungewiss. Ich denke für mich wird es vorerst der letzte Camino sein, da ich alle Wichtigen gelaufen bin. Heute auf dem Platz vor der Kathedrale fehlte mir auch etwas. Das Besondere.

Vielleicht war 3x hintereinander jetzt auch etwas zu viel.

Ultreia et Suseia und Buen Camino!

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