Camino Primitivo

Freundlich wie ein Fisch

Um 6 Uhr klingelte mein innerer Wecker. Den von meinem iPhone brauche ich mittlerweile schon gar nicht mehr. Ich guckte nach rechts und sah meinen Wingmen noch friedlich verträumt im Bett schlummern. Selbst nachdem ich mit der morgendlichen Routine meines Toilettenablaufs fertig war, machte er keine Anstalten endlich aufzustehen. Also legte auch ich mich noch einmal ins Bett und spielte auf dem iPhone herum.

Kurz nach 7 dann die erste Reaktion. „Huch, schon so spät!“

Er wetzte aufs Klo, beendete seine Routine kam zurück ins Zimmer und fragte, ob ich jetzt will? Antwort meinerseits: Nope! Bin fertig! Reaktion: 😳

Und so verließen wir das Hotel und streiften in die Dämmerung hinaus. Wir kamen ungefähr 100 m weit, als wir eine geöffnete Bar entdeckten. Frühstück! 😁

Kurz nachdem wir uns gesetzt hatten trudelte dann dann auch Hanna ein, welche uns davon berichtete, das sie einen InEar Kopfhörer und ihre Wanderstöcke verloren hatte. Umso gedämpfter war dann auch ihre Stimmung ☹️.

Edu gab ihr seine Stöcke. Und so stiefelten wir hinaus in die Dämmerung und ins Ungewisse, mal wieder. Aber erstmal ging es wieder steil bergauf und trieb uns den Schweiß aus den Poren, trotz der 9 Grad Aussentemperatur und des bedeckten Himmels.

Unser heutiges Ziel lag ungefähr 25 km entfernt und nennt sich A Fonsagrada. Um es zu erreichen muss man den Alto de Acebo überwinden, welcher auf ca. 1.100 m liegt. Also immer bergauf auf ausgewaschenen Schotterpisten bis zum erbrechen.

Wir liefen immer weiter in die Wolken hinein, daher war die Aussicht eher sperlich. Es verbreitete sich eine düstere Atmosphäre wie in einem Märchenwald. Die Sichtweite lag ungefähr bei 20-30 m und die vor uns laufenden Pilger waren nur als Silhouetten zu erkennen. Naja, nur solange bis wir an ihnen vorbeigeschossen sind wie die Roadrunner… Meck Meck… Platz da!

Irgendwo hinter dem Alto de Acebo, als es wieder bergab ging, lief eine bekannte junge Pilgerdame vor uns her. Bei näherkommen war zu sehen, das sie ziemliche Probleme zu haben schien. Etwas später bot ich ihr meine Wanderstöcke an und sie nahm sie nach einigem Zögern auch an. Ich meinte, sie könne Sie mir in der nächsten Bar wieder geben und so war es dann auch. Als sie in die Bar kam stellte sie meine Stöcke an eine Wand und erst auf Nachfrage, ob es besser war antwortete sie: Ja, ein bisschen. Ein Danke? Nein! Hierzu meinte mein Wingman dan nur noch: „Die hat ja ‚ne Freundlichkeit von ‚nem Fisch!“ Ich konnte das nicht einfach so stehen lassen und sagte ihm das ich es nicht als Richtig empfinde. Fische sind netter! 😂

Am Ende kamen wir bei allerfeinsten Sonnenschein 🥵 nach A Fonsagrada. Natürlich muss diese Stadt auf einem Berg liegen. Und natürlich muss mein Passmann den Weg wählen der zwar kürzer aber dafür mit dem steileren Aufstieg verbunden ist. Also nochmal die Stöcke in die Hand und nach ca. 6 Pausen meinerseits, war der Berg erklommen und das Hotel konnte bezogen werden. Vorher gab es noch Lunch in einer Pulperia und später auch den dazugehörigen Pulpo:

Achja, wir haben heute die Grenze zu Galicien überschritten. Jetzt beginnt langsam der Endspurt.

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