Santona – Guemes
23km stehen heute auf dem Programm. Nach anfänglicher Strasse ging es entlang des Sandstrand von Berria. Hier steht man dann am Ende angekommen vor einem Berg, wo der Weg steil hinauf und wieder bergab führt. In unseren Reiseführern wird dieser Abschnitt als „mühsam“ betitelt. Arschgefährlich trifft es aber besser. Macht man hier einen falschen Schritt oder verliert das Gleichgewicht rollt man ganz schnell den Hang hinab bis ins Wasser! Manchmal frage ich mich, was die Autoren geraucht haben als sie die Bücher schrieben.
Hinter dieser Hürde steht man dann auch gleich wieder auf Sand und läuft Kilometerweit am Meer bis nach Noja. Das erste Kaffee im Ort wurde auch gleichmal angesteuert um die leeren Mägen zu füllen.
Wir durchquerten die Stadt und liefen durch unzählige Neubausiedlungen, von denen eine hässlicher war als die andere. Bereits vor 3 Jahren, als wir den anderen Camino gepilgert sind, stellten wir uns die Frage, was die Spanier geglaubt haben wer dort alles einziehen soll!? Nun stehen wir wieder vor der gleichen Frage und lesen überall „Se Vende“ (Zu verkaufen). Verrückt!
Nach stundenlangem an und auf der Strasse-Laufen, begann mein Unmut sich zu steigern. Irgendwann verhaute ich mit meinen Wanderstöcken sogar das Unkraut am Strassenrand. „Was für eine Scheisse issen das hier? Da kann ick ma ja och gleich in Bus setzen und ma über de Landstrasse fahren lassen, wenn ick sowieso blos off Asphalt latsche!!“ So, und noch andere Kommentare, fluchte ich die letzten Kilometer bis zu der Albergue in Güemes, welche von einem Priester geleitet wird. Noch beschäftige ich mich auch mit dem Gedanken, in Santander ein Auto zu mieten und nach Burgos zu fahren um lieber den Camino Frances zu pilgern. Was dem CdN wirklich fehlt, sind die kleinen Dörfer, die (manchmal sehr eigenwilligen) Pilgerhighlights in Form von aufgespießten Wanderschuhen, die Pilgermenüs für unter 10€ in deren Lokalen man sich Abends mit den Anderen getroffen hat und …auch wenn ich als Agnostiker nicht viel mit Religion am Hut habe, die kleinen und großen christlichen Sehenswürdigkeiten. Jede Kirche an der wir bislang vorbeikamen war zu.
Derzeit erinnert das Ganze an eine Überlandfahrt auf der Autobahn, bei der man einfach bloss Kilometer frisst um anzukommen. Ich habe aber auch beim Fluchen den Spruch abgelassen, das man lieber im Harz hätte Wandern gehen sollen. Landschaftlich ca. genauso interessant! Der hat sogar mehr Schotterwege als die Etappen der letzten 4 Tage.
Kann ja nur besser werden!
Die Herberge in Güemes gibt uns das erste Mal wieder das Gefühl auf einem
Camino unterwegs zu sein. Viele Gesichter, die wir in den letzten Tagen gesehen haben, begegneten wir hier wieder. Auch unsere 2 amerikanischen Freunde + den Engländer. Nach einem Kurzvortrag des Pfarrers, der die Herberge zusammen mit Freiwilligen leitet, wurde geneinsam gegessen und geschnackt.
Jetzt, wo ich alleine auf der Terrasse sitze, hat es zu regnen angefangen. War ja auch nur eine Frage der Zeit!
Ich bin gespannt, ob es morgen so bleibt. In jeden Fall geht es nach Santander. Der ersten großen Stadt nach Bilbao.