Camino Primitivo

Über‘n Berg

So, heute was es also soweit. Die härteste Etappe aller bisherigen Caminos stand mir bevor. Und so zogen wir aus in der Nacht und in der Dunkelheit, die Gipfel Asturiens zu erklimmen.

Aber vorher: Wo kriegen wir jetzt ‚nen Kaffe?

Eigentlich verfügte unsere Albuerge über einen Automaten, welcher jedoch nach Abgabe von 3 Bechern den Geist aufgab. —> No Water! 😫

Mein Spanisch ist zwar etwas eingerostet, doch mir war in Erinnerung geblieben, das unsere Barfrau etwas von einem zweiten Automatica in dem Dörfchen faselte.

Und so schlichen wir hinaus in die Nacht und in die Dunkelheit… ok lassen wir das!

Wir fanden den Automaten, drückten uns zwei kaffeähnliche Substanzen durch die Speiseröhren und machten uns auf in die Nacht und … ja, es war dunkel!

Als kleinen Einstieg hielt die Etappe bereits beim Start einen starken Anstieg bereit. Meine Kopfkeuchte sorgte dafür, das wir uns auf den ausgewaschenen Schotter keine Fehltritte leisteten.

Etwa eine halbe Stunde später lies sich die Sonne über den Berggipfeln blicken und wir sahen die Erhabenheit der asturischen Berglandschaft auf ca. 800 m Höhe.

Gleich darauf erblickten wir dann auch den weiteren Wegeverlauf steil nach oben und entschieden uns unserer Jacken und Hosenbeine zu entledigen.

Die Temperaturen krabbelten im Verlauf des Tages bis auf 27 Grad und sorgte für eine wohlige Feuchtigkeit unter unseren verbliebenen Klamotten. Immer weiter ging es nur bergauf und wir erlebten eine der eindrucksvollsten Landschaften dieses Caminos. Als wir dann auch noch aus der Ferne die ersten Wildpferde entdeckten, was unser Glück perfekt. Die Snstrengung hatte sich gelohnt.

Irgendwann passierten wir ein Wasserkraftwerk, welches an einer Strasse liegt, an der auch bereits diverse Taxis warteten, um diejenigen die es nicht schaffen würden aufzulesen. Gleich hinter dieser Stelle knickte der Weg nach rechts ab und es ging steil nach unten auf einem Schotterpfad, bei den man sehr leicht ins rutschen kam. Grüße an die Knie kann ich da nur sagen.

An einer alten Steinhausansammlung brauchten wir mal dringend eine Pause im Schatten. Ich ging hinter eines der Häuser und wurde durch einen älteren Herrn darauf hingewiesen das ich wohl auf Privatland stehe. Naja, jedenfalls nehme ich das an, denn der Sack war ziemlich aufgewühlt und hat mich vollgebrabbelt auch nachdem ich mich entschuldigt hatte und ihm Zeichen gab sein Territorium zu verlassen. Wie sich später herausstellte war ich nicht der erste Pilger dem das oassiert war 😁.

Danach wurde es bei ca. Kilometer 20 einfach nur noch schmerzhaft und jede Anhöhe wurde meinerseits verflucht.

Um ca. 14.30 Uhr kamen wir nach 24,4 km in Berducelo an und mussten erstmal eine Bleibe finden. Wir liefen an der Albuerge Municipal vorbei, welche einen ordentlichen Eindruck von aussen machte. Es gab noch eine zweite Alternative in einer Privatgeführten Herberge inkl. Restaurant. Die wollten wir eigentlich beziehen und bekamen auch zwei Betten für je 15€ im Kellergeschoss zugewiesen. Als wir uns jedoch den Raum und die ca. 30 Betten, sowie ungenügende Belüftung ansahen, war schnell klar: Nö! Wir ließen uns unser Geld zurückgeben und nächtigen stattdessen in der sehr sauberen und mit Fenstern ausgestatteten staatlichen Herberge, welche für uns sogar normale Betten anstelle von den zuvor zugewiesenen oberen Etagenbetten bereit hält. Viel besser und auch nur 9€/Bett.

Hanna trafen wir heute bereits kurz auf dem Weg und wieder als wir die Zeit bis zum Abendessen überbrückten. Endlich konnten wir sie mal fragen, was sie vor ihrer Rente eigentlich beruflich gemacht hat, da wir bisher immer nur vermutet hatten, das sie früher bei der Armee gewesen ist. Sie erzählte uns ausgiebig, das sie in zwei Kriegen für Organisation und Verteilung von Armeegegenständen und später für die Nato die Koordinierung der verschiedenen Länderarmeen geleitet hat. 😳

Was für eine Frau. Die hört sogar Hardmetal! 😂

Mit dem Essen wurden wir einmal mehr durch die spanische Gastronomie nicht enttäuscht. Es gab Bocadillos mit Schwein und Käse. Übersetzt soll das heißen, das man zwei Brotscheiben nimmt und diese mit zwei Fleischlappen und Schmelzkäse belegt. Wärend man in Spanien in der Regel nur zwischen 19-20 Uhr Essen bekommt, wird in diesem Scheißkaff mit nur einem Restaurant, die Küche bereits um 19.30 Uhr geschlossen.

Ich glaube Spanien kann mir langsam mal den Buckel runterrutschen, was die Gastronomie anbelangt. Wir haben heute mal nachgerechnet wann wir mal etwas Vernünftiges zu Essen bekamen, seit wir hier herumwandern.. 3 Mal!

So, gute Nacht. Morgen geht’s weiter.

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