Und Tschüss ….
Liebe(r) Leser(in),
vielen Dank das ihr uns die letzten Wochen auf unserer kleinen Camino-Odyssee begleitet und auch manchmal per Kommentar uns Mut zugesprochen habt.
Alles Schoene geht einmal zu Ende und somit auch diese Reise und auch dieser Blog.
Zum Schluss möchte ich hier noch ein kleines Fazit ziehen.
Auf die Frage: „Sollte man den Camino im Leben gehen?“ kann ich nur antworten: „Auf jeden Fall“! Ich habe es noch nie erlebt, das Menschen innerhalb so kurzer Zeit und verschiedenster Nationalitäten zu Freunden wurden. Ich will damit nicht sagen, das sich Freundschaften fuer’s Leben gebildet haben, vielleicht doch, das weiß ich jetzt noch nicht, aber für die Zeit des Weges war man eine tolle Gemeinschaft… und das bis zum letzten Tag! Es scheint auch eine Besonderheit des Caminos zu sein, das man sich immer wieder begegnet, selbst wenn man sich mal 1 oder sogar 2 Wochen nicht gesehen hat. Wenn man sich dann aber mal wieder über den Weg gelaufen ist, war das Gefühl so, als wuerde man alte Freunde wiedertreffen. So wundert es nicht, das ein Haendeschuetteln zu wenig war zur Begrüßung. Stattdessen wurde jeder gleich umarmt und gedrueckt. Ich und der Senior haben, so glaube ich, noch nie soviele „Fremde“ Menschen in unserem Leben umarmt wie hier.
Um dies zu erreichen heisst es aber auch in Herbergen zu übernachten und nicht in Pensionen oder Hotels. Die zwei Male als wir in Pensionen geschlafen haben, waren zwar angenehm im Komfort, jedoch fehlte uns das ganze Treiben um uns herum. Daher sei dem Neupilger geraten, auf Pensionen und Hotels zu verzichten oder den Weg erst gar nicht zu gehen.
Alle Herbergen in denen wir übernachtet haben waren ok. Das Thema Bettwanzen können wir hiermit beschwichtigen. Wir hatten jedenfalls keine! Allerdings sollte man etwas abgehaertet sein gegenüber Ekelempfinden. Wenn man ständig die Schamhaare anderer aus dem Becken entsorgen muss um sich mal einen Schlag Wasser ins Gesicht zu hauen, dann ist das nicht immer angenehm.
Zum Thema Landschaft:
Wer sich mit dem Gedanken traegt den Camino zu laufen aber erst nach Leon zu starten um nicht die Meseta zu durchqueren, dem sei hiermit gesagt: Lass es! Denn wenn man das Eine nicht kennt, weiß man das Andere nicht zu schätzen! Die schönste Etappe ist bei weitem die Erste über die Pyrenaeen. Danach folgen jede Menge Weizenfelder und viele kleine Dörfer in kurzer Abfolge. Dann kommen die Weinfelder der Rioja. Nuescht ausser Wein. Dann die Meseta. Langweilig, aber da muss man halt durch. In Galicien ist dann Kontrastprogramm angesagt. Statt flach und langweilig, geht es hier durch Wälder, Flüsse, Berge und Täler… aber dafür ist die Infrastruktur an Wasserquellen von Arsch!
Man durchlaeuft beim Camino gewisse Phasen, welche von euphorisch bis depressiv sein können. Ich glaube um diese Phasen wirklich erleben zu können sollte man die ganze Scheisse auch im Sinne der alten Pilgertradtion durchziehen.
Soll heissen:
– von Saint Jean starten und in Santiago enden
– jeden Tag laufen (und nicht zwischendurch mal den Bus nehmen oder einen Urlaubstag einlegen)
– seinen Rucksack inkl. Inhalt von Anfang bis Ende tragen (und nicht zwischendurch mal den Jakotrans alles irgendwo hinbefoerdern lassen)
– unbedingt in Herbergen schlafen
Leider sind die letzten 100 km genau so wie man es überall nachlesen kann (nicht nur in unserem Blog). Wenn plötzlich Massen von „Pilger“ auf dem Weg sind, wo vorher keine zu sehen waren und einige dann auch noch mit dem Taxi 3 km vor Santiago neben einem halten und mal eben der Meinung sind jetzt pilgern zu müssen um noch eine Compostella zu erschleichen, dann fühlt man sich schon irgendwie verarscht! Von den Buspilgern mal ganz abgesehen. Soll jeder machen was er will, aber anderen die es durchgezogen haben, das letzte Stück des Weges zu vermasseln finde ich einfach mal unchristlich.
So, jetzt aber genug geschimpft!
Vielen Dank euch allen für das rege Interesse und bis zum nächsten Mal!
Buen Camino…wünschen Jörg + Jürgen
PS: In den nächsten Tagen werden noch die Fotos und Videos hochgeladen…nicht verpassen!