Via de la Plata

„aaaand Action…!“

…ohne böse Absichten ging der Pilger seinen weg. Er durchquerte dabei das Dörfchen Aciberos, dessen Einwohner seit Jahrzenten isoliert von der Außenwelt leben. Plötzlich entdeckt er die Bestie, mit der er kurz darauf einen Kampf auf Leben und Tod ausfechtet! Kurz nach dem Kampf, musste sich der wackere Held durch unzählige Horden von wildlaufenden Widerkäuern seinen Weg bahnen, bis er das gelobte Land erreichte…!

Soviel also zu der Heldensage des kleinen Pilgers Jörgel. Nun aber zur Realität. Ding Dong… 5 Uhr. „Ja, ich bin ja wach!“ Blödes iPhone… wer hat sich bloß den Standartton des Weckers einfallen lassen? Ja, ich weiß… kann man ändern 🤬…Klugscheißer! Klappe, ist meine Geschichte.

So, wo war ich? Achja, Aufstehen! Also, wir kürzen mal ab. 10 vor 6, ich verlasse das Hostal und lege den Schlüssel auf eine Fensterbank, wie am Vorabend vereinbart. Dann laufe ich aus der Stadt raus. Es geht die ganze Zeit auf Asphalt. Einmal versuche ich auf den eigentlichen Weg weiterzugehen, werde aber schnell eines besseren belehrt. Der Regen des Vorabend hat die Wege geflutet und nicht passierbar gemacht.

Irgendwann beginnt es zu regnen. Mal etwas mehr, dann wieder weniger. Es wird kalt. Meine erste Pause mache ich nach 11 km in Requejo. Netter kleiner Ort nix los, aber im Hotelrestaurant gibt es Kaffee. So, weiter.

In Pardonelo, zweiter Stopp. Ich brauche eine Suppe, da es arschkalt geworden ist.

Es geht weiter. Kurz hinter Pardonelo sagt das Navi an einer Kreuzung: Geradeaus. Die Pfeile zeigen aber nach rechts. Wer hat Recht? Die Pfeile! Also nach rechts. Es geht erst entlang der Landstraße dann nach links ab, auf einen Trampelpfad. Der Pfad wird irgendwann zum Bach, durch den man sich durchtapsen, bzw. Balancieren muss.

Irgendwann komme ich in Aciberos an. Als ich ca. 100 m entlang der Dorfstraße laufe, entdecke sehe ich einen Hund an einem Auto liegen. Als er mich bemerkt, vernehme ich ein unangenehmes Geräusch in Form eines Knurren. Ich halte mich an den gegenüberliegenden Häusern und versuche ihn einfach zu ignorieren. Hilft nix. Irgendwann springt er auf und rennt auf mich zu. Im Pilgerkurs lernt man, seine Wanderstöcke als Waffen einzusetzen und andere diverse Abwehrtechniken. Quatsch mit Soße! Wer erzählt denn sowas? Ich versuche dennoch den Hund mit meinen Stöcken zu bändigen, bis ja bis endlich das Herrchen der blöden Töle den Wolfshund zurückpfeift. Ja, gut… es war zwar kein Wolfshund, aber eine Klobürste war es auch nicht. 🫤

Kurz nach Angriff der Bestie, war die Wegeführung leider nicht mehr so ganz eindeutig. Es war nicht zu erkennen, ob man links oder rechts gehen muss. Nur das man nicht geradeaus gehen konnte war klar, da eine Baustelle den Weg versperrte. Nach Auskunft eines ortsansässigen Herren, befand ich mich dann aber wieder auf dem rechten Pfad.

10 min. später hörte ich aus einem seitlichen Abzweig die Worte „Höja…Ho..Hey!“ Ich war etwas irritiert, da ich damit nicht so recht etwas anfangen konnte. Bis ich dann die erste Kuh sah! Ab da wurde mir einiges klar. Es wurde eine Kuhherde direkt auf meinen Weg getrieben und somit musste ich mich dann mal eben hindurchschlängeln. Süsse Tierchen, aber müssen die alle Hörner haben? Naja.

Der Pfad wurde wieder etwas schmaler und abgelegener und ehe ich es mich versah, befand ich mich Wald von Herr der Ringe. Ehrlich! Die Bäume und abgrenzenden Steine waren mossbedeckt und irgendwie hatte dieser Weg etwas mystisches an sich. Hätte nur noch gefehlt, das die Bäume sprechen, dann wäre es perfekt gewesen.

Letztlich spuckte mich der Wald dann in Lubian aus, einem kleinen Städtchen am Rande Galiziens. Es müssten heute etwas mehr als 30 km gewesen sein, aber dafür muss ich sagen, fühle ich mich noch ganz gut. Muss wohl an dem Pulver liegen, das ich gestern in der Apotheke gekauft habe. Nein, kein Koks, nur ein paar Elektrolyte zum Einrühren in Wasser. Kleiner Tipp von Angela, der Hospitaliere. Das Zeug scheint jedenfalls zu wirken.