Via de la Plata

Ein Tag zum Abhaken

5.15 Uhr: Der Wecker klingelt. Ich drück noch einmal drauf und genieße mein herrlich warmes Bett.

7.10 Uhr: Das Handy klingelt. „Chaalloo…“ krächzt es aus meinen Stimmbändern. Es ist meine Frau, die mir mitteilen möchte, das sie ihr Handy vergessen hat auf Arbeit mitzunehmen. „Ok…“ sag ich und Upps dann realisiere ich wie spät es ist. Ich springe aus dem Bett, mache mich fertig und verlasse das Hostal Oscar. Der Eingang ist noch verschlossen und ich will gerade den Schlüssel wie am Vorabend vereinbart deponieren, als der Chef des Hauses vorgefahren kommt. Ich drücke ihm den Schlüssel in die Hand und verabschiede mich. Schnell mache ich noch einmal Stopp in der nächsten Bar und pfeiffe mir ein Frühstück rein. Als ich meinen Rucksack auf die Schultern hiefe, sehe ich aus dem Fenster. Es regnet. Fuck…also die Regenpelle rausholen. Dann geht es los.

Kurz hinter A Gudina wird die Wegführung durch die ungenaue Beschilderung erschwert. Die Pfeile verweisen manchmal auf Abzweige, bei denen man nicht genau sagen kann, ob es nach rechts oder links gehen soll. Mittels Navigation meines Handys schaffe ich es aber, grössere Umwege zu vermeiden. Der Wind kommt stetig aus südlicher Richtung, was dafür sorgt, das mein 5,99€ Poncho sich seitlich immer wieder öffnet und ich den Regen voll abbekomme. Irgendwann ist mir das aber auch egal und ich laufe nur noch.

Die Wege werden steiler und steiniger. Nach ca. 4 Std. (Ca. 20 km) Erreiche ich Campobecerros. Ein kleines Dorf zwischen den Bergen. Die Camino Ninja App sagt, das es hier keine Herberge gibt, mein Rother Wanderführer aber sagt doch. Ich treffe Peter, einen älteren Niederländer, der ebenfalls auf der Suche nach der Herberge ist. Durchgenässt treffen wir dort ein und ich frage den Hospitaliere nach einer Waschmaschine. Er nickt. Endlich hat dieser Tag doch noch etwas Gutes für mich übrig. Leider muss ich jetzt draußen bei meiner Wäsche sitzen um sie zu bewachen, falls es wieder anfangen sollte zu regnen. Die Chancen stehen aber gut, das ich hoffentlich keine nassen Klamotten morgen früh einpacken muss.

Nachtrag: Wir (also wir Pilger aus dem Ausland) teffen auf unserer kleinen Reise in Spanien immer wieder auf Einheimische, vornehmlich in Bars, bei denen man das Gefühl hat, gerade nicht willkommen zu sein, bzw. ein Störfaktor ist. Warum ich das hier schreibe? Na, weil es ja mal jemand sagen muss, denn immer öfter handeln die Gespräche darüber, wenn ich mit meinen niederländischen, kandischen, oder sonstwoher stammenden Kollegen meiner Art spreche. Oftmals sehen diese Arten der Begegnungen so aus, das man bspw. zuletzt bedient oder ignoriert wird, obwohl man der erste an der Bar ist. Oder man lässt einen einfach warten, weil man erstmal die wichtigen Storys austauschen muss, was gerade auf dem Feld des Nachbarn passiert ist. Mich persönlich nervt das zunehmend, sind wir doch schließlich ein nicht ganz unerheblicher Teil, des spanischen Finanzierungshaushalt, der garantiert, das Bauer X auch morgen früh noch seinen Schnapps anstelle eines Kaffee geniessen kann, wenn er um 7 Uhr in der Bar steht. Natürlich ist die Kommunikation mit uns, die wir leider nicht 100% Spanisch können schwieriger als mit den Einheimischen, aber es sollte auch nicht so schwer sein endlich mal ein paar Brocken Englisch zu lernen, da sie doch ständig mit Pilgern aus dem Ausland konfrontiert werden. In diesem Fall kann ich auch nur sagen: Faules Pack. Sorry (heißt übrigens Entschuldigung)!

So, das musste jetzt mal raus. Morgen kommen wieder lustigere Pilgerstorys, hoffentlich. 😉